Anthony arbeitete ab 1961 bei Steel, Peach and Tozer, dem Hauptstahlwerk in Rotherham, wo er sich zum Fachingenieur hocharbeitete. 1993 wurde er entlassen und arbeitete anschließend als Mechaniker, freiberuflicher Ingenieur, Berufsschullehrer und Taxifahrer. 2022 wurde bei ihm Emphysem diagnostiziert – eine direkte Folge seiner Arbeit im Stahlwerk, während der er täglich schädlichen Dämpfen ausgesetzt war. Er starb am 30. September 2024 an dieser Krankheit, einen Monat nach diesem Interview.
Anthonys früheste Erinnerungen von Rotherham waren Industrie, Geruch und Lärm. Wie viele der Kinder in seiner Schule träumte er davon, im Stahlwerk zu arbeiten. Es war sicherer als der Bergbau, und Stahlarbeiter galten als „Helden“. Er wuchs mit Geschichten von seinem Vater und Onkel auf, die beide während des Kriegs im Stahlwerk arbeiteten und Materialen für die Kriegsführung herstellten – dadurch waren sie Ziel ständiger Bombenangriffe.
„Wir haben Rohmaterialien und große Teile hergestellt. Wir haben Motoren gebaut, Propeller, wir stellten alle Teile für Leyland her, wir produzierten die Werkzeuge, die Achsen, die Blöcke, wir machten Flugzeugteile, wir belieferten Jaguar. Wir sind früher mit unserem kleinen Vauxhall die alte A1 runtergetuckert, und wenn ein großer Jag oder Rover an uns vorbeifuhr, hab ich gesagt: Siehst du das? Diese Achse ist von uns, diese Bleche sind von uns, dieser Motor war einer von unseren. Und damals war alles noch britisch, wir waren so stolz auf jede einzelne Schraube. Wir haben sogar diese Minis gemacht, die Michael Caine gefahren hat… wir dachten, man könnte uns das nicht wegnehmen, aber sie haben es doch gemacht. Wir haben für Großbritannien gearbeitet, nicht für irgendeine indische Firma, die sich nicht kümmert [in Anspielung auf Tata Steel, die 2006 die restlichen britischen Stahlwerke kauften], sondern wir haben für unser Land gearbeitet. Wir dachten, wir wären das Zentrum des Universums – wir waren wirklich ziemlich dumme Idioten.“
Er erinnerte sich gern an das soziale Leben in den Kneipen: „Da war ein Geruch, Zigarettenrauch und abgestandenes Bier wahrscheinlich, aber an was ich mich wirklich erinnere, ist der Geruch von Metall. Dieser Geruch war in unseren Kleidern und in unserer Haut. Du bist reingekommen, hast es gerochen und wusstest, du bist zu Hause. Du wusstest, du bist bei deinen Brüdern. Heute riecht es nur noch nach antriebslosen Menschen, nach Verzweiflung, es gibt keine Kammeraden mehr, keine Kameradschaft, jeder kämpft für sich allein.“
Der Verfall der Stadt verlief parallel zum Niedergang der Industrie: „Man ist zur Arbeit gekommen und hat gesehen, dass eine Maschine stillstand. Das war die von Pete oder wem auch immer, der ist letzte Woche in Rente gegangen. ‚Wer ersetzt ihn?‘ ‚Niemand.‘ ‚Und wer macht dann die Arbeit?‘ ‚Niemand, wir machen das nicht mehr.‘ Manche Tage haben wir einfach nur rumgestanden, auf einen Auftrag gewartet, geraucht und uns an die alten Zeiten erinnert. Ich war verdammt nochmal 40. Ich dachte, ich komme schon über die Runden, ich kann jeden Job mit geschlossenen Augen machen. Aber mein Junge, der hat etwa 1980 angefangen, hat eine richtige Ausbildung am Poly gemacht [Rotherham College of Arts and Technology]. Was würde er machen? Die ganzen jungen Kerle dachten, sie würden ihren Vätern nachfolgen, Stahlarbeiter werden, ein Haus haben, lebenslange Sicherheit, Teil dieser Gemeinschaft sein, aber das ist uns alles durch die Hände gerutscht, es ist einfach verschwunden.“
„Wir haben uns alle durchgekämpft. Wenn ich einen großen Auftrag hatte, hab ich einen Kumpel geholt und ihm nen Zehner oder Zwanziger zugesteckt, damit er die Platten hält, während ich sie geschweißt habe. Mickey, er war Dreher, konnte auf ein Hundertstel Millimeter genau arbeiten und hielt für 20 Pfund ein Metallstück für mich fest. Wir haben verrostete alte Autos repariert. Er ist durchgedreht, ist in den Garten raus und hat alles kurz und klein geschlagen. Ich bin Ingenieur, aber was machst du, wenn niemand einen Ingenieur braucht?“